Fachkräftemangel - der untote Medienstar
veröffentlicht am 21.01.2020 mit 606 Worten - Lesezeit: 3 Minute(n) in * GEBRABBEL *
Vor ein paar Tagen wurde in den Nachrichten des Deutschlandfunks ausführlich - mal wieder - über die Notwendigkeit der Zuwanderung von Fachkräften berichtet:
Terzenbach: Deutschland braucht mehr Zuwanderung
DLF-Nachrichten vom 12. Januar 2020Deutschland ist auf die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften angewiesen, meint das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Terzenbach. (imago / Ralph Peters)
Deutschland braucht nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit weiter dringend Fachkräfte aus dem Ausland.
Vorstandsmitglied Terzenbach sagte der Deutschen Presse-Agentur, dies sei nötig, um Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen und die Sozialsysteme langfristig stabil zu halten. Seinen Angaben zufolge stieg der Anteil von Ausländern aus der EU und aus dem Nicht-EU-Ausland am Zuwachs der Beschäftigung zwar stark an. So lag er im Juni 2011 bei rund 20 Prozent, im Juni vergangenen Jahres betrug er fast 60 Prozent. Terzenbach betonte mit Blick auf die Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern, es gebe zwar einen Zuwachs, dieser reiche aber quantitativ noch nicht aus. Deshalb müsse Deutschland die Werbung in anderen Ländern intensivieren, etwa über soziale Medien.
Hier stellt sich dann sofort die Frage: für wen lobbyiert denn der Herr Terzenbach hier schon wieder?
Die Deutsche Welle - Deutschlands ehemaliger Auslandsrundfunk - berichtete bereits vor zwei Jahren::
-
Es gibt keinen Fachkräftemangel, eher einen
- räumlich
- zeitlich
begrenzten Fachkräfteengpaß
-
Die Löhne/Gehälter in den sog. Engpaßberufen sind nicht überdurchschnittlich gestiegen, damit signalisiert der Markt eben keinen Engpaß
-
Die Unternehmen erwarten spezialisierte Arbeitskräfte, die den Betriebsablauf kennen und sofort einsetzbar sind. Dem widerspricht die sinkende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe.
-
große Teile der arbeitenden Bevölkerung wurden von der allgemeinen Lohnerhöhung abgehängt. 40 Prozent der Arbeitnehmer hatten in den letzten 20 Jahren Reallohnverluste.
(siehe dazu auch meine Grafik in einem kürzlich erschienenen Artikel).
Das Phänomen “Fachkräftemangel” hat die ARD bereits 3 Jahre zuvor entlarvt:
Die Bundesagentur für Arbeit nennt es ‘Fachkräftemangel’, wenn (…) auf 100 Stellen weniger als 300 passende Bewerber (…)
bei 4:03 min.
Es drängt sich vor allem der Eindruck auf, hier solle durch Zuwanderung der Druck auf dem Kessel Arbeitsmarkt aufrecht erhalten werden, damit die inländischen Arbeitnehmer nicht etwa nach vielen Jahren der Reallohnsenkung auf die Idee kommen könnten, über das zugewiesene Entgelt mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber etwa verhandeln zu wollen.
Interessant ist daher diese heutige Meldung des DLF (eigene Hervorhebung):
Beschäftigung: Immer mehr Menschen haben mehrere Jobs
DLF-Nachrichten - 21. Januar 2020In Deutschland haben mehr als dreieinhalb Millionen Menschen mehrere Jobs.
Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Demnach verdoppelte sich die Zahl in den vergangenen 15 Jahren ungefähr. Im vergangenen Jahr nahm sie um fast 124.000 zu. Die meisten Betroffenen, fast drei Millionen Personen, hatten neben einem regulären Arbeitsverhältnis noch eine geringfügige Beschäftigung. Andere hatten zwei sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse oder mehrere Mini-Jobs.
Die Linken-Politikerin Zimmermann sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, für immer mehr Menschen reiche ein Einkommen nicht mehr aus. Deshalb sei eine Erhöhung des Mindestlohns dringend notwendig.
Wie bereits erwähnt - über die sinkenden Einkommen in großen Teilen der deutschen Wirtschaft hatte ich schon bereichtet. Die Hans-Böckler-Stiftung untermauert das mit eigenen Zahlen. Und demnach gilt
Bei über der Hälfte waren “finanzielle Not“ oder „finanzielle Schwierigkeiten“ ausschlaggebend
aber interessanterweise gilt auch:
Die Qualifikationsanforderungen sind im Hauptberuf meistens höher: Nur 10 Prozent brauchen hier keine Ausbildung, bei den Nebenjobs gilt das für 59 Prozent.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn sich die Zahl der Nebenjobber in den Jahren 2003 bis 2016 verdoppelt hat, und diejenigen die diese Nebenjobs ausüben, im Hauptberuf ganz überwiegend eine Berufsausbildung brauchen (eben Fachkräfte sind), dann kann es mit der Lohnentwicklung bei den Fachkräften “in der Fläche” nicht allzu weit her sein - und mithin (siehe oben: Marktprinzip: Angebot und Nachfrage regeln den Preis) von einem Mangel keine Rede sein.
weitere Artikel
- Sind die Deutschen monopolhörig?
- Menschengemachter Klimawandel - mal anders
- Datenschutz - warum?
- Demokratie, Denunzianten, Mitläufer ...
- Mastodon und die Zensur