Was man bei der Installation von Siduction Linux NICHT tun sollte
veröffentlicht am 17.08.2019 mit 1180 Worten - Lesezeit: 6 Minute(n) in * LINUX *
Inhaltsverzeichnis
Bereits vor einem dreiviertel Jahr hatte ich ausführlich beschrieben, warum ich zu einer „rolling release“-Distribution wechseln wollte. Nach Manjaro aus dem „Arch Linux-Universum“ habe ich mir nun Siduction aus der „Debian-Sphäre“ angeschaut – zu den Hintergründen werde ich an anderer Stelle ausführlich noch was schreiben. Hier soll’s erstmal um meine Erfahrungen mit dem Installationsprozess gehen.
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen
Grundsätzlich verfügen meine Festplatten immer über die 4 Partitionen, wie sie hier gezeigt werden:
Aufgabe der Partitionen:
-
Bootmanager des UEFI
-
Betriebssystem (incl. Programmen)
-
Swap => Festplatten-Auslagerungsdatei des Arbeitsspeichers
-
/home => alle Benutzerverzeichnisse mit allen Benutzerdaten
Und in meinem Haupt-PC sind zwei dieser Platten verbaut, dann und wann synchronisiere ich den Datenbestand von einer zur anderen Platte. Damit steht mir in diesem Rechner immer eine „Testplatte“ zur Verfügung, um updates auf neue Betriebssystem-Versionen oder auch den Wechsel zu einer anderen Distribution in Ruhe austesten zu können, ohne das laufende Produktiv-System aufgeben zu müssen. Außerdem kann ich dann jeweils mit echten Daten aus dem Benutzerverzeichnis arbeiten, ohne diese Dateien selbst zu gefährden, den „die sind ja nur ein Spiegel“.
Wenn dann alles funktioniert, dann kann ich die Platte zwei zur Hauptplatte erklären und die alte Produktivplatte wird zur Testplatte. Nebenbei brauche ich nach dem Wechsel auch nicht warten, bis gegenwärtig 1,5TB Daten kopiert sind, eine einfache letzte Einwegsynchronisation alt => neu sorgt mit geringen Datenvolumen dafür, daß ich mit dem letzten Stand der Benutzerdaten auf dem neuen System weiterarbeiten kann.
Das hat in der Vergangenheit auch immer so funktioniert:
-
Wechsel von Debian zu Fedora
-
Wechsel von Fedora zurück zu Linux Mint
-
Etliche Neuinstallationen von Linux Mint (Versionsupgrades) auf diversen Rechnern jeweils bei Beibehaltung der
/home
-Partition mit Benutzerverzeichnissen
Also sah ich keinerlei Grund, warum das jetzt anders sein sollte, da ich doch nur innerhalb der „Debian-Welt“ von Mint nach Siduction (dort mit dem Cinnamon-Desktop) wechseln wollte. Aber: das wäre ja (zu) einfach gewesen …
Testinstallation - “so wie immer …”
Download des Installers
Da Siduction eine Rolling-Release-Distribution ist, gibt es keine festen Installationsmedien. In größeren Zeitabständen werden Schnappschüsse als Live-DVD-Images veröffentlicht (die sich auch vom USB-Stick starten lassen), die (tagesaktuellen) Images finden sich aber auf einer separaten Seite. Mit einem solchen ging dann das Abenteuer los.
Installationsprozess – Versuch 1
Das Image startet – wie bei den meisten Distributionen heute üblich – ein Live-System. Auf dem Desktop befindet sich ein Link zum Installer – über diesen konnte ich denselben aber nicht zur Arbeit überreden, einige Zeit eine „Eieruhr“, dann nichts mehr.
Mehr Glück hatte ich dann aus dem Menü heraus.
Im Installer kommen die üblichen Abfragen nach Sprache, Tastaturlayout, Installationsort, Benutzername und Rechnername sowie Paßwort (bei letzterem gibt es die Option, für Benutzer und Administrator getrennte Paßwörter zu vergeben - das unterscheidet die Installation hier von Ubuntu bzw. Mint - und diese Option habe ich dann auch genutzt (wie in alten Zeiten - vor sudo
)).
Die oben gezeigte Partitionierung der Platte lag schon vor von dem vorher installierten und betriebenen System (incl. weit über 1TB Nutzdaten auf der vierten Partition):
# lsblk
NAME MAJ:MIN RM SIZE RO TYPE MOUNTPOINT
sda 8:0 0 1,8T 0 disk
├─sda1 8:1 0 200M 0 part /boot/efi
├─sda2 8:2 0 65G 0 part /
├─sda3 8:3 0 24G 0 part [SWAP]
└─sda4 8:4 0 1,7T 0 part /home
Und so habe ich mich für die manuelle Partition entschieden:
Es mußten hier nur die vorhandenen Partitionen richtig dem neu zu installierenden System zugeordnet werden, beginnend mit der Boot
-Partition:
Als nächstes folgt die Root
-Partition, die das Betriebssystem und die Programme geheimaten soll, diese wird - wie die Boot-Partition auch - vor der Benutzung formatiert.
Die Swap
-Partition wird ebenfalls als solche zugeordnet, sie bildet die “Verlängerung” des Arbeitsspeichers (RAM), auch diese kann formatiert werden:
Und als letztes folgt die /home
-Partition. Hier liegen - wie schon gesagt - die Benutzerverzeichnisse, bereits mit jeder Menge Nutzdaten “befüllt”, diese Partition darf daher nur zugeordnet und natürlich nicht formatiert werden, also “Inhalt beibehalten”:
Danach zeigt der Installer nocheinmal eine Zusammenfassung:
Und dann geht’s los … und endet sehr schnell wieder bei „36%“ mit der Auskunft:
Remove some fll leftovers - that's what the fll-Installer would do
Nach einer Stunde Wartezeit hab ich den Installer dann abgebrochen – natürlich hatte ich kein funktionierendes Betriebssystem danach.
Versuch 2, diesmal mit Logfile
Diskussion im Forum brachte die Erkenntnis, daß der hier verwendete Installer „Calamares“ sich im Terminal starten läßt, und man somit eine Terminalausgabe mit evtl. Fehlermeldungen erhalten kann:
calamares -d
Die Fehlermeldungen habe ich mir dann in eine Datei schreiben lassen, und die letzten 5 Zeilen lauten:
22:01:24 [6]: Running "chroot" ("/tmp/calamares-root-86axcz40", "chown", "-R", "benutzer:", "/home/benutzer")
22:01:24 [6]: Finished. Exit code: 1
22:01:24 [6]: Target cmd: ("chown", "-R", "benutzer:", "/home/benutzer")
22:01:24 [6]: Target output:
chown: invalid spec: 'benutzer:'
22:01:24 [6]: Running "chroot" ("/tmp/calamares-root-86axcz40", "/bin/sh", "-c", "/usr/bin/find /home/benutzer -type f -exec /bin/sed -i 's|/home/siducer|/home/benutzer|g' {} \\;")
Offenbar versucht der Installer an dieser Stelle, die Benutzerrechte aller(!?) Dateien im /home
-Verzeichnis des angelegten Benutzers zu ändern – das würde zumindest auch erklären, weshalb die Festplattenkontrolleuchte unaufhaltsam leuchtet – und auch nach dem Beenden des Installers weiterleuchtet, bis der Rechner neu gestartet wird.
Daß zumindest alle Dateien überschrieben werden sollen, das sei hier an einem Beispiel dargestellt:
Diese Datei
$ stat 273_Windows_XP_wird_eingestellt__Tauchcenter_stellt_auf_Linux_um.pdf
Datei: '273_Windows_XP_wird_eingestellt__Tauchcenter_stellt_auf_Linux_um.pdf'
Größe: 307795 Blöcke: 608 EA Block: 4096 Normale Datei
Zugriff: (0640/-rw-r-----) Uid: ( 1000/benutzer) Gid: ( 1000/benutzer)
Zugriff : 2019-08-01 18:40:23.447368624 +0200
Modifiziert: 2014-02-24 21:05:16.000000000 +0100
Geändert : 2018-03-11 01:21:22.193197212 +0100
Geburt : -
hat nach den Zugriffen durch den Installer so ausgesehen:
$ stat 273_Windows_XP_wird_eingestellt__Tauchcenter_stellt_auf_Linux_um.pdf
Datei: '273_Windows_XP_wird_eingestellt__Tauchcenter_stellt_auf_Linux_um.pdf'
Größe: 307795 Blöcke: 608 EA Block: 4096 Normale Datei
Zugriff: (0640/-rw-r-----) Uid: ( 1000/benutzer) Gid: ( 1000/benutzer)
Zugriff : 2019-08-07 21:22:50.445220905 +0200
Modifiziert: 2019-08-05 22:01:37.519626637 +0200
Geändert : 2019-08-05 22:01:37.519626637 +0200
Geburt : -
Und das (Überschreiben aller Dateien) ist mir zu zeit- und stromaufwendig und auch zu unsicher - werden die Dateien wirklich identisch wieder abgelegt?
Ich hab es daher vorgezogen, durch Dateivergleich die “angefaßten Dateien” (ein paar Tausend) zu ermitteln und aus dem Backup wieder zu überschreiben. Damit war dieser erste Installationsversuch beendet.
Versuch 3 - andere Partitonierungsoption
Im nächsten Versuch habe ich dann die Option ersetze eine Partition
angewählt. Das vereinfacht die Partitionszuordnung, in der oberen Plattendarstellung wird einfach die Partition ‘angeklickt’, auf die das Betriebssystem installiert werden soll, der Installer kümmert sich dann um efi
und swap
, optional kann man gleich mit angeben, ob und wo ein separates /home
eingebunden werden soll:
Die Zusammenfassung unterscheidet sich vom oben gezeigten Verfahren darin, daß explizite Formatierungen nicht erwähnt sind und - entgegen der Erwartung - offenbar keine(?) swap
-Partition eingerichtet wird - das wäre nochmal zu prüfen, wenn das System installiert ist …
Um das Ganze jetzt kurz zu machen: Der Installer hängt wieder - diesmal bei 34% - mit der bekannten Auskunft:
Remove some fll leftovers - that's what the fll-Installer would do
und nach ein paar Minuten hatte ich wieder über 1000 überschriebene Files … und keinen von selbst startfähigen PC. Die Frage, ob die swap
-Partition nun angelegt und eingebunden wurde, bleibt daher ungeklärt.
Fazit bisher
Bis hierher lautet die Erkenntnis:
wer zuviel Freizeit hat, der versucht, Siduction auf einem in produktivem Einsatz befindlichen PC zu installieren …
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