'Linux' oder 'Linux' - das ist hier die Frage ..
veröffentlicht am 11.08.2019 mit 1240 Worten - Lesezeit: 6 Minute(n) in * LINUX *
Nach den ersten beiden Artikeln zum Thema hier ein weiterer Beitrag zum Thema. Auslöser ist die eine oder andere Diskussion, die ich in letzter Zeit im Bekanntenkreis geführt habe und die mit dem Supportende von Windows 7 zusammenhängt. Windows 10 ist vielerorts verrufen, teilweise wegen der Eigenschaften als Datenkrake, aber auch wegen des Updatezwangs mit dem damit zusammenhängenden Risiko der System-Instabilitäten bis zur –Unbenutzbarkeit. Kurz: das Interesse an Linux steigt mal wieder (wie seinerzeit bei der Abkündigung von Windows XP).
Daher hier – mit zugegebenermaßen großem zeitlichen Abstand - der dritte Teil meiner Artikelserie zum Thema: Umstieg auf Linux.
Der Titel deutet schon an: es gibt nicht “das Linux”. Vielmehr kann man unter diesem Begriff zweierlei verstehen:
Kernel und Distribution
Wer mit Windows gearbeitet hat, der kennt folgende Dreiteilung:
- Da gibt es das Betriebssystem (derzeit Windows 7 oder Windows 8 bzw. 8.1) quasi als Grundlage für den Betrieb des Rechners, geliefert von Microsoft. Bestandteil des Betriebssystems ist auch eine grafische Oberfläche mit Fenstern, in denen die Programme laufen, ein Dateimanager und einige sonstige Hilfsprogramme.
- Hardware wird von dafür spezialisierten Herstellern geliefert, i. d. R. gibt es dazu eine CD mit dem sog. Treiber (dieser stellt die Schnittstelle zwischen Betriebssystem und Hardware (Grafikkarte, Soundkarte, Drucker, …) sicher).
- Anwendungsprogramme - diese werden wiederum von dafür spezialisierten Unternehmen oder Einzelpersonen erstellt und separat angeboten und benötigen das Betriebssystem als Grundlage, um arbeiten zu können.
Das ist “bei Linux” bereits anders:
- Da gibt es einerseits den Kernel: Der Kernel eines Betriebssystems bildet die “Übersetzungsmaschine”, die den Programmen, die der Benutzer ausführen möchte, ermöglicht, auf der jeweiligen Hardware zu laufen. Dazu stellt der Kernel eine Schnittstelle dar, die die Programme unabhängig vom jeweiligen Rechner- oder Prozessortyp macht, aber auch zusätzliche Aufgaben übernimmt, wie die Verwaltung des Arbeitsspeichers, die Lastverteilung und das gleichzeitige Ausführen mehrerer Programme, auch durch mehrere Benutzer, sowie die Eingabe/Ausgabe-Operationen auf verschiedenen Geräten (Sound-/Grafikkarten, Drucker, etc.). Daher enthält der Linux-Kernel auch die Treiber für die Hardware des Rechners als Module, die bei Bedarf geladen werden.
Der “nackte” Linux-Kernel kann durch Befehle gesteuert werden vergleichbar mit den Kommandos, die man früher bei DOS verwendete. - Und dann gibt es andererseits die Welt der Anwendungsprogramme. Bei Linux zählt auch schon die grafische Oberfläche mit Fenstern in diese Kategorie.
Weil in der Linux-Welt sog. freie Software klar dominiert, sind sog. Distributionen entstanden: dies sind Sammlungen von Programmen, die den Linux-Kernel als Betriebssystem und eine meist größere Anzahl von Anwendungen enthalten. Fast jede Linux-Distribution ist um eine Paketverwaltung herum zusammengestellt, d.h. dass sämtliche Bestandteile als Software-Pakete vorliegen und sich über die Paketverwaltung (ein Programm, das die verfügbaren anderen Anwendungsprogramme (Office-Paket, Bildbearbeitung, Audioplayer, Videoschnitt, etc. …) wie in einem Katalog auflistet) installieren, deinstallieren und auch updaten lassen.
Software-Pakete werden dazu online an einem gemeinsamen Ort, dem sogenannten Repository, vorgehalten. Ein “Zusammensuchen” der benötigten Anwendungs-Programme von vielen unterschiedliche Orten durch den Benutzer erübrigt sich so.
Nur in Ausnahmefällen wird der “Standardbenutzer” diese “geschlossene Welt” verlassen und Software von außerhalb der Distribution installieren (oder spezielle Treiber kompilieren und in den Kernel einbinden) müssen.
Distributionen - Entscheidungsfrage
Linux wäre nicht Linux, wenn es nicht auch im Bereich der Distributionen eine große Vielfalt bieten würde. Der Einsteiger muß sich zunächst einen Überblick verschaffen, welche der Distributionen denn die für seine Zwecke die geeignete ist. Dazu seien hier einige Unterscheidungsmerkmale genannt:
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Paketverwaltung/Paketmanager
Der erste Einstieg in Linux bestimmt oft jahrelang die weitere Systemwahl. Das liegt nicht zuletzt an den unterschiedlichen Paketformaten für nachinstallierte Software und Updates und dem dafür verwendeten Paketmanager. Wer einmal das Paketformat DEB (Debian) und das zuständige Terminaltool apt gewöhnt ist, erlebt die Umstellung auf RPM (Slackware, Red Hat), Tar.xz (Slackware, Arch) oder Portage (Gentoo) als deutliche Hürde und umgekehrt.
Das Paketmanagement unterscheidet sich nur technisch hinsichtlich der Erkennung von Paketabhängigkeiten, sondern auch deutlich in der Bedienung. Als einsteigerfreundlich in dieser Hinsicht dürfen Open Suse mit Zypper sowie viele Debian-basierte Systeme mit apt sowie grafischen Softwarezentralen gelten. -
Laufzeit
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Desktop
Eine Desktop-Umgebung ist eine Reihe von Tools, die es erleichtern, den Computer zu benutzen. Die Komponenten einer Desktop-Umgebung umfassen einige oder alle der folgenden Komponenten:- Fenster-Manager: Verwalten von Themen und Verhalten von Fenstern.
- Panels: Enthalten sind die Symbole für die Taskleiste, das Menü und den Schnellstart.
- Menüs: Einfacher Zugriff auf Anwendungen und Steuerelemente. Widgets: Wird verwendet, um Informationen wie Wetter, Nachrichtenausschnitte oder Systeminformationen anzuzeigen.
- Datei-Manager: Verwalten und organisieren von Dateien.
- Text-Editor: Erstellen von einfache Textdateien und bearbeiten von Konfigurationsdateien.
- Terminal: Ermöglicht den Zugriff auf die Befehlszeilen-Tools.
- Display-Manager: Anpassung von Bildschirm und Grafikwiedergabe.
Aufgrund des modularen Aufbaus von Linux kann die grafische Benutzeroberfläche, also der ‘Desktop’ in der Regel frei gewählt werden. Die bekanntesten sind:
- Gnome: GNOME ist eine der beliebtesten Desktop-Umgebungen in der Welt der Linux-Distributionen. Viele der beliebten Linux-Distributionen verwenden GNOME als Standard-Desktop-Umgebung und es gibt einige beliebte Forks, wie z.B. - Cinnamon, Unity etc. GNOME ist so konzipiert, dass es einfach zu bedienen und anpassbar ist. Die neueste Generation, GNOME 3, verfügt über eine moderne und attraktive Benutzeroberfläche und zielt darauf ab, eine bessere Unterstützung für Touch-basierte Geräte zu bieten. Andererseits hat dieser Umbruch in der Handhabung auch zu Unmut vieler ehemaliger Nutzer so zum Entstehen von Mate und Cinnamon geführt.
- KDE: KDE ist nicht nur eine Desktop-Umgebung, sondern eigentlich eine Sammlung von Anwendungen, von denen eine die Desktop-Umgebung selbst ist. Die neueste Generation von KDE heißt Plasma, das in zwei Varianten erhältlich ist - Plasma Desktop und Plasma Netbook. KDE ist die anpassungsfähigste und flexibelste Desktop-Umgebung, die es gibt. Der Umfang der Anpassungsfähigkeit macht das Ganze aber auch schnell unübersichtich.
- Cinnamon: Cinnamon, eine Abspaltung von GNOME 3, wurde ursprünglich als Standard-Desktop-Umgebung für Linux Mint entwickelt und ist es auch. Es ist bekannt für seine Ähnlichkeiten mit der Windows-Benutzeroberfläche, die den neuen Linux-Benutzern hilft, sich mit unbekannten Benutzeroberflächen unwohl zu fühlen.
Cinnamon enthält verschiedene anpassbare Komponenten wie das Panel, Themes, Applets und Erweiterungen. Das Panel, zunächst am unteren Rand des Bildschirms, ist mit einem Hauptmenü, Anwendungsstartern, einer Liste der geöffneten Fenster und dem Systemfach ausgestattet. - Mate: MATE Desktop Environment basiert auf der Codebasis von derzeit nicht gewartetem GNOME 2 und wurde ursprünglich für Benutzer entwickelt, die von der neuesten Version der GNOME-Shell - GNOME 3 - enttäuscht waren. Eine Fork einer älteren Desktop-Umgebung zu sein bedeutet nicht, dass sie auf den damals verwendeten veralteten Technologien läuft. Es bedeutet nur, dass MATE das, was bereits funktioniert, genommen hat und es nun mit modernen Technologien weiter verbessert.
- XFCE: Xfce ist eine der leichtesten Desktop-Umgebungen für Linux, BSD und andere Unix-ähnliche Distributionen. Xfce bietet eine schlanke, aber moderne, optisch ansprechende und benutzerfreundliche Oberfläche. Es kommt mit allen grundlegenden Funktionen, die Sie benötigen, zusammen mit einer Reihe von Anwendungen. Was bedeutet “schlank” und “leicht”? Die Benutzeroberfläche “verbrät” nicht unnötig Rechenleistung für “Effekte”, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche, was diesen Desktop auch für nicht so leistungsstarke Rechner empfehlenswert macht.
- LXDE: LXDE ist eine extrem schnelle und energiesparende Desktop-Umgebung. Es ist so konzipiert, dass es leicht und benutzerfreundlich ist und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch gering hält. Es verfolgt einen modularen Ansatz, so dass jede seiner Komponenten unabhängig voneinander verwendet werden kann, und das macht die LXDE-Portierung auf fast alle Linux-Distributionen sowie BSD und Unix einfacher.
LXDE wird mit verschiedenen Code Desktop-Komponenten, Zubehör, System- und Konfigurationstools geliefert.
Fazit
Die Möglichkeiten, sich seine Arbeitsumgebung einrichten zu können, sind also vielfältig. Am Besten kann man sich ein Bild von den Möglichkeiten machen, wenn man sich von den verschiedenen Distributionen eine Live-DVD herunterlädt und startet. So kann man einen ersten Eindruck gewinnen, wie “das ausgewählte Linux” aussieht und “sich anfühlt”.
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