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Energiewende oder Energiecrash? Die lange Dunkelflaute ...

veröffentlicht am 08.12.2022 - aktualisiert am 16.12.2022 mit 1006 Worten - Lesezeit: 5 Minute(n) in * GEBRABBEL *

Inhaltsverzeichnis

 

So langsam wird’s “interessant” in diesem Land: Der südwestdeutsche Netzbetreiber Transnet bietet eine App mit einer Strom-Ampel. Und die sprang gestern auf Rot.

Die Ausgangssituation

Diese Ampelfarben bedeuten allerdings nicht, dass konkret Stromabschaltungen zu befürchten gewesen wären.

schreibt Transnet in seiner Pressemitteilung, die ansonsten Marketing-Sprech aufweist. Frage: welche Farbe kommt dann “nach Rot”?

Griffiger beschrieb der Schwarzwälder Bote die Situation die Lage:

Somit wurde auf der gelben Stufe zwischen 0 und 14 Uhr gemahnt, den Stromverbrauch vorzuverlegen. Geraten wurde unter anderem, Akkus in diesem Zeitraum aufzuladen und elektrische Haushaltsgeräte zu nutzen. “Auch ein E-Auto sollte man dann also vor dem kritischen Zeitpunkt laden”, so Halaci. Zwischen 14 und 15 Uhr hieß es auf der roten Stufe, den Verbrauch zu reduzieren.

Spaßig finde ich allerdings die dort zitierte ‘Begründung’ von Transnet:

“Die Transportkapazität war nicht ausreichend”, sagte Sprecherin Claudia Halici unserer Redaktion. Das bedeutet: TransnetBW erkannte, dass ab 14 Uhr mehr Strom vom Norden in den Süden Deutschlands transportiert werden muss als über die Leitungskapazität möglich.

Warum spaßig? Das hängt mit der Begründung zusammen, die gebetsmühlenartig für neue Stromtrassen immer wieder vorgetragen wird: Der tolle Offshore-Windstrom muß irgendwie von der Küste nach Süddeutschland kommen …

Windstrom? In der kritischen Zeit zwischen 14:00 und 15:00 lieferten die Offshore-Anlagen gerade mal zwischen 2 und 2,9GW Leistung …

Jedenfalls beobachte ich schon seit 3 Wochen das erneuerbare-Energien-Debakel, das sich derzeit abzeichnet:

=Bildbeschreibung=

Anmerkung: die Grafik wurde einige Tage nach Veröffentlichung des Artikels weiterhin aktualisiert.

Die Bewertung

Analyse der Zahlen

Was bedeutet das jetzt?

  1. Verbrauch: Deutschland verbraucht zwischen ca. 50GW (nachts) und rd. 78GW (tags) an elektrischer Leistung.
  2. Produktion:
    1. Solarstrom: Hier schwankte die “Mittagsspitze” in den letzten 2 1/2 Wochen zwischen 1,9(!)GW am 02. Dezember und immerhin 16GW am 23. November.
    2. Windenergie (on- und offshore zusammen): Der Spitzenwert lag bei 24GW am 22. November frühmorgens, das Minimum bei 2,8GW am 01. und 06. Dezember.
  3. installierte Leistung: Die Nennleistung aller Energieerzeugungsanlagen betrug zu Mitte 2022
    1. für Solarstrom: 63GW
    2. für Windenergie:
      • onshore: 56,7GW
      • offshore: 7,787GW

Damit weisen diese Zappelstrom-Energieträger eine Gesamt-Nennleistung von 127,49GW auf - mehr als das Doppelte des Nachtverbrauchs in Deutschland. Und trotzdem liefern sie tagelang nicht einmal ein Viertel desselben.

Schlussfolgerungen

Sehen wir uns zunächst die Grafik der Bundesnetzagentur genauer an:

=Bildbeschreibung=

Die gesamte installierte Leistung ist schon heute drei mal so hoch wie der Verbrauch. Warum?

Weil installierte Leistung eben nicht gleichbedeutend mit erzeugter Leistung ist.

Kein Wunder, daß die politischen Vorgaben solche Zahlen wie 200GW Photovoltaik bis 2030 beschreiben, oder ein Ausbau der Windenergie auf 100GW an Land und 30GW Offshore vorgegeben wird. Das wäre nocheinmal die zweieinhalbfache Leistung gegenüber heute. Aber auch damit wären wir z. B. im Zeitraum 29. November bis 02. Dezember der obigen Produktionsgrafik auf keinen grünen Zweig gekommen.

Es gilt nicht das Motto:

Wenn etwas nicht funktioniert, dann braucht man mehr davon …

Nicht immer sind die Erträge der Anlagen so mies wie derzeit - beispielsweise gab es im Februar dieses Jahres Produtionsspitzen des Windstroms mit 40,04GW an Land und gleichzeitig 4,01GW offshore. Mit dem fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien entstehen auf dem Strommarkt immer größere Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage. Hätten wir jetzt schon den für 2030 geplanten Ausbaustand, dann wären im Februar überschlägig 40-50GW übrig gewesen. Was kann man dann tun?

Da gibt es unterschiedliche Folgen:

  1. Stromüberschuss
    1. Anlagen abschalten
      Das ist ökonomisch (fast) die schlechteste Lösung. Die Investitionskosten bleiben, die Anlagen altern und schreiben sich ab, spielen aber keinen Ertrag ein …
      Das Problem der Abschaltung betrifft aber nicht nur die Zappelstrom-Produzenten. Denn um deren Schwächephasen auszugleichen braucht man konventionelle Backup-Kraftwerke - die wiederum in der restlichen Zeit stillstehen. Ergebnis: Deutschland hat die zweithöchsten Strompreise weltweit - dreimal so hoch im Vgl. zu den USA.
    2. negative Preise
      Das ist die Steigerung der fast schlechtesten zur schlechtesten Lösung. Denn wenn Überschuss am Strommarkt besteht, dann bekommt man kein Geld für den erzeugten Strom, sondern muß für die Einspeisung auch noch draufzahlen.
  2. Speichern
    1. Wasserstoff
      Der Wasserstoff wird immer wieder als Allheilmittel der “grünen Energiewende” angesehen. Realistisch ist das bisher nicht, denn da spielen die Wirkungsgrade nicht wirklich mit. Wasserstoff als “Zwischenspeicher” setzt eingangsseitig eine Elektrolyse voraus, für diese kann ein Wirkungsgrad von 60-85% angesetzt werden. Ausgangsseitig ist typischerweise eine Brennstoffzelle das Mittel der Wahl, hier sind 60% ein guter Wert. Über die ganze Kette sind bereits ohne Transportverluste nur mehr rd. 45% zu erzielen.
    2. Wasserkraft
      Hier bieten sich Pumpspeicher-Stauseen an. Eine einfache Rechnung zeigt aber, daß man in Deutschland gar nicht soviele Flächen fluten kann (Studie), um überhaupt auch nur im Ansatz hinreichendes Speichervolumen zu erreichen (die derzeit verfügbaren Werke incl. der zugehörigen Stauseen weisen einen Speicherenergieinhalt von rd. 37,4GWh auf - das würde theoretisch den Gesamt-Stromverbrauch Deutschlands für eine halbe Stunde decken, wie gering in der Gesamtbetrachtung der Anteil in der Praxis ausfällt, das kann in der obigen Grafik der letzten 2 1/2 Wochen betrachtet werden).

Zu diesem ganzen Aspekt der schwankenden Erträge und den daraus resultierenden Anforderungen empfehle ich diese interessante Darstellung von Prof. Dr. Gerd Ganteför:

Propaganda

Ein schönes Beispiel liefert hier der oben erwähnte Artikel aus dem Photovoltaik-Magazin:

Demnach waren in Deutschland Stromerzeugungskapazitäten mit einer Nettoleistung von 238,709 Gigawatt zur Jahresmitte 2022 installiert. Davon entfielen gut 63 Gigawatt auf Photovoltaik-Anlagen. Die Windparks an Land summierten sich auf knapp 56,7 Gigawatt und die Offshore-Windparks auf 7,787 Gigawatt. Die Photovoltaik ist damit die Erzeugungsquelle mit der größten installierten Leistung – im Vergleich dazu summiert sich die Nettoleistung der Steinkohlekraftwerke auf 19 Gigawatt und der Braunkohlekraftwerke auf fast 18,7 Gigawatt. Die Leistung der Gaskraftwerke ist mit insgesamt 33,8 Gigawatt in der aktualisierten Kraftwerksliste verzeichnet.

Hervorhebung durch den Autor dieses Artikels

Bewertung

Installieren kann jeder, nach dem Betrachten der Lücke zwischen Zappel-Produktion und Verbrauch in der Grafik oben stellt sich aber nicht die Frage:

sondern ganz einfach

Die abschätzig aufgezählten konventionellen Kraftwerke mit zusammen 71,5GW (im Gegensatz zu den oben aufgeführten Zappelstrom-Anlagen mit zusammen 127,49GW) sind dazu ganz offensichtlich in der Lage, sonst wäre es in der aktuellen Situation nämlich zappenduster.

Ohne konventionelle Kraftwerke gäbe es kein Stromnetz, in das Windräder von Zeit zu Zeit ihren Strom einspeisen könnten

 


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