Geisterstimmen?
veröffentlicht am 06.07.2015 mit 338 Worten - Lesezeit: 2 Minute(n) in * MEDIEN *
Was ist denn da los?
Nun, im Zeitalter der digitalen Kommunikation und der über Satelliten müssen wir uns davon verabschieden, daß es so etwas wie “Live-Rundfunk” noch geben könnte.
Die Technik
Sendernetz
Der Deutschlandfunk betreibt auf der Mittelwelle 756kHz zwei Sender, einen in der Nähe von Braunschweig und einen weiteren in der Nähe von Ravensburg. Nachts gibt es Orte, an denen beide gleichzeitig zu hören sind.
Das wäre jetzt nicht so schlimm, wenn das Tonmaterial synchron wäre. Und da kommt jetzt die “moderne Technik” ins Spiel:
Programmzuspielung
- Sender und Studio stehen nicht am gleichen Standort
- deshalb braucht man “Zuspielleitungen” zwischen den beiden Orten
- in der Regel sind diese “doppelt” ausgelegt, d. h. über zwei verschiedene technische Lösungen
In Frage kommen dafür
- Direkte Leitung (das sind sowas wie “bessere Telefonleitungen”): teuer
- Empfang eines Satelliten (z. B. Astra)
- Empfang eines UKW- oder DAB-Senders in der Umgebung
- Zuspielung über Internet
von denen jeweils ein Übertragungsweg für den Normalfall eingesetzt wird und einer der jeweils anderen als Ausfallreserve dient.
Signallaufzeiten
- Bei Satellitenverbindungen sind die Laufzeiten der Funkwellen relevant, bei einem geostationären Satelliten in 36.000km Höhe (diese Entfernung muß 2x zurückgelegt werden) ist das rund eine viertel Sekunde, um die das Signal verzögert wird.
- bei Digitalübertragung muß das Analogsignal digitalisiert und am Ende der Übertragungsstrecke wieder zurückgewandelt werden. Das benötigt Rechenzeit und je nach verwendetem Codec kommen weitere Zeitverzögerungen hinzu, weil das Signal erst für einen gewissen Zeitraum gepuffert wird, bevor dieser Zeitabschnitt digitalisiert wird.
Ursachen für “Echos”
Bei zwei Sendern auf derselben Frequenz ist es wichtig, daß beide mittels derselben Technologie mit dem Tonsignal versorgt werden.
Tritt jetzt auf dem Weg zu einem der Sender eine Störung ein und dieser schaltet auf die “Reserveleitung”, die über einen anderen Weg mit anderer Technik geführt wird, dann können sich da Zeitunterschiede ergeben, die deutlich hörbar werden.
Randbemerkung: die beschriebenen Verzögerungen kann man auch schön bei Gesprächen mit Korrespondenten in den Fernsehnachrichtensendungen beobachten: die “Denkpausen” zwischen der Frage des Moderators im Studio und der Antwort des Korrespondenten sind über die Jahre immer länger geworden …